Einzug ins „Haus der Zukunft“ - ein persönlicher Rundgang durchs Haus

Mit etwas unsicheren Schritten betrat ich am Anreisetag das Haus der Zukunft. Das neue Torgelower Haus für die Schülerinnen und Schüler der Unterstufe. Natürlich hatten wir alle auf diesen Tag gewartet: Das neue Haus wurde von seinen Bewohnern bezogen. Ob es wohl allen gefällt? Diese Frage beschäftigte mich schon seit Wochen.
Im ersten Obergeschoss des grünen Hauses traf ich die Mama von Tim aus der sechsten Klasse. Beide räumten Tims Zimmer ein, strahlten und es lief laute Musik. Spontan haben wir miteinander getanzt und gesungen:
„Ich baue eine Stadt für dich, aus Glas und Gold und Stein. Und jede Straße, die hinaus führt, führt auch wieder rein. Ich baue eine Stadt für dich … und für mich.“
Tim wohnt in einem orangen Zimmer mit großer Glasfront und Blick auf den Sportplatz. Zufrieden ging ich weiter und war mir in diesem Moment sicher, dass sich die viele Arbeit der letzten Wochen gelohnt hat. All die Stunden, in denen wir Möbel aufgebaut, Vorhänge aufgehängt und Zimmer dekoriert hatten, haben sich gelohnt: Das Haus der Zukunft wurde am 30. August 2009 zu einem neuen Zuhause für seine Bewohner.
Im gelben Haus sprach ich mit der Mama von Jost über die viele positive Energie, die das Haus der Zukunft habe. Über die leuchtenden Farben, die liebevollen Details, die großzügigen Flure und die tollen Bilder. Jost wohnt in einem blauen Zimmer mit Hai-Bild und Relax-Zone vor der Tür. Seine Mama ist sich sicher: „Hier können die Kinder geborgen und glücklich in die Internatsgemeinschaft hineinwachsen und nehmen ganz viel Gutes für ihre Persönlichkeitsentwicklung mit!“
Meine Schritte wurden beschwingter und das Herz leichter. Wir hatten es geschafft: Eltern und Kinder waren begeistert.
Plötzlich hörte ich lautes Lachen und Jubeln. „Rutsche frei“, wurde gerufen und anschließend hörte man wieder lautes Lachen. Ich nahm immer zwei Treppenstufen auf einmal und lief in die Rutschenvorzone unters Dach. Hier hatte sich bereits eine Schlange gebildet: Alle wollten sich „in die dunkle Röhre nach unten stürzen und die Rutschenschlange bezwingen“. Die ganz Mutigen machten sogar das Licht in der Rutsche aus. Von unten drangen laute Klackgeräusche nach oben und Anfeuerungsrufe wurden laut: „Du schaffst es!“ „Halte durch!“ Aha, im Toberaum wurde gekickert und geklettert.
Ich machte mich wieder auf den Rückweg und traf im blauen Haus im zweiten Obergeschoss Carole. Carole wohnt in einem lila Zimmer und geht bereits in die 11. Klasse. Sie engagiert sich im HdZ bei der Betreuung der „Juniors“.
Zusammen haben wir uns das Bad angeschaut. Carol schwärmte von den rosa Duschen und den beleuchteten Spiegeln: „Ein bisschen wie im Theater, oder? Als wenn sich die Stars auf den großen Auftritt vorbereiten. Finden Sie nicht?“ Ich musste lachen. Genauso sollte es aussehen.
Im Erdgeschoss traf ich Frau Ahlgrimm, eine der HdZ-Mentoren. Sie stand verträumt in der Seitentür ihres Wohn- und Arbeitszimmers und jetzt staunte ich wirklich: Im Musikübungsraum wurde bereits Klavier gespielt. Draußen auf dem Flur lief der Bildschirm mit Informationen über den ersten Schultag und im Wohnzimmer füllten sich die Regale mit Kinderbüchern und Lexika. Der große Raum mit den Sofas, orangen Stühlen und Kuscheltiertrophäen an der Wand wurde mit Leben gefüllt. Jetzt wurde ich fast ein bisschen sentimental. Wie oft hatten wir abends in dem damals halbfertigen Aufenthaltsraum des HdZ gesessen und uns vorgestellt, wie es wäre, wenn die Kinder endlich da sind. Jetzt waren sie da und alles war gut.
Für mich wurde es Zeit zurückzugehen. Ich schaute noch schnell in die neue Schülerküche hinein. Strahlend weiße Fronten! Ich schmunzelte und freute mich auf das erste Kochprojekt mit Frau Wasielewski. Im daneben liegenden Kino waren die Vorhänge zugezogen und die Wandlampen strahlten die Kinoposter an. Im Ausgang blieb ich stehen. Vor dem Aquarium standen viele Schüler und beobachteten die Fische. Hinter mir wurden Hausschuhe in die roten und blauen Boxen gestellt und über die Vorzüge eines eigenen Arbeitszimmer diskutiert.
Alles war, wie es sein sollte. Das Haus war pünktlich fertig geworden. Alle Handwerker hatten Hand in Hand gearbeitet; alle Möbel waren rechtzeitig geliefert und aufgebaut worden, alle Farben und Bilder passten zusammen. 1700 Artikel hatten wir im Kopf verplant und in Grundrisse gezeichnet. Jetzt war alles an seinem Platz und wurde erst perfekt mit den Kindern, die es sich in ihren Zimmern gemütlich machten. Ich ging zurück zum Schloss und wischte mir verstohlen eine Träne aus den Augenwinkeln: Manchmal ist die Realität noch schöner als die Vorstellung!
Ich = Kirsten Mehwald
Lehrerin, PR & Kommunikation und Deko-Maus :-)