Wie heißt das Bild?
„Hide I“
Wie war die Aufgabenstellung?
Beschäftigt euch mit den Ansätzen der Fotografie-Geschichte. Wähle eine Künstlerin oder Künstler oder eine Epoche der Fotografie-Geschichte aus. Stelle eine Reihe von Fotografien von dir selbst vor, zu der du dich von dem ausgewählten Künstler hast inspirieren lassen und finde ein passendes Thema dafür.
Was ist dir gut gelungen?
Ich konnte erfolgreich die Komplexität und die Problematik zwischen dem wahren Inneren und dem aufgesetzten Äußeren darstellen. Merkmale von meiner Künstlerin (Annegret Soltau) wurden in meine Fotografie mit eingebracht. Mein Ziel war es, Kunst zu erstellen mit der sich Menschen, vor allem Frauen identifizieren können und laut dem Feedback des Kurses ist mir dies gelungen.
Erzähle uns etwas über die Bedeutung des Bildes. Was könnte es bedeuten?
Wie der Titel bereits andeutet, möchte ich die Verstummung der Frau durch die Gesellschaft, durch gesellschaftliche Normen und auch durch sich selbst thematisieren. In vielen Diskussionen musste man oft hören, dass Frauen zu „emotional“ oder „hormongesteuert“ handeln, was sogar als Argument verwendet wird, warum Frauen nicht in die Politik gehen sollten. In den meisten Fällen jedoch sind diese Gefühle nicht hormonell bedingt, sondern gut begründet und rational. Trotzdem wird von Frauen erwartet, dass sie sich lieb und leise verhalten – eine Erwartung, die schon seit Kindheitstagen in Mädchen eingetrichtert wird.
In gewisser Weise ist das auch Selbstkritik, da man in vielen Situationen, anstatt für sich selbst einzutreten und das wahre Ich zu zeigen, still bleibt und in sich selbst versteckt. Dies wird durch die geschlossenen Augen symbolisiert: Man schützt sich vor dem „Horror“, den viele Frauen weltweit erleben. Indem man jedoch die Augen verschließt, tut man den Tätern einen Gefallen, denn solange man nicht hinschaut, kann man nichts kritisieren oder verändern.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Verstummung der Frau kein Problem der Vergangenheit oder von Entwicklungsländern ist. Es betrifft auch unsere Gesellschaften, in denen Frauen in Fragen wie dem Abtreibungsrecht keine Entscheidungshoheit über ihren eigenen Körper haben und ihre Stimmen in Vergewaltigungsfällen (z.B. Filmindustrie) weiterhin ignoriert werden.
Zusammengefasst kritisiert das Bild „Hide I“ die gesellschaftlichen Normen, in die selbst die moderne Frau hineingezwungen wird. Man soll gehorsam sein, sich anpassen, doch in der Realität schreie ich innerlich und zerbreche unter dem Druck meiner Umwelt endlich ihr gerecht zu werden. Das Thema, dass Frauen ihre Stimmen genommen werden, ist nach wie vor hochaktuell, da in vielen Ländern die Frauenrechte zunehmend „zurückentwickelt“ werden. Dadurch wird auch das Erbe jener Frauen, die für die Rechte der Frauen kämpften und auf die Straße gingen, um Veränderungen zu erreichen, immer mehr zum Schweigen gebracht. Die Fotografie ist ein Appell an uns alle, uns weniger zu hinterfragen, mehr zu unserem wahren Ich zu stehen und uns von niemandem vorschreiben zu lassen, wie wir sein sollen.