Der Tag der Kultur

Internat Schloss Torgelow

Jedes Jahr findet am vorletzten Internatswochenende donnerstags der Mentoratstag statt. Traditionell ist am Freitag danach auch kein regulärer Unterricht, sondern ein Mottotag. Nachdem die Schüler im  letzten Jahr am „Tag der Naturwissenschaften“ teilnehmen durften, bot der diesjährige „Tag der Kultur“ ein vielseitiges Spektrum an kreativen Projekten.
 
 Die Klassen 5 und 6 besuchten am Vormittag das Orgelmuseum in Malchow, während Frau Imken mit einer Gruppe von 20 interessierten Schülern nach Berlin fuhr, um sich dort die viel beachtete Frida-Kahlo-Ausstellung anzusehen.
 In Torgelow selbst ging das Programm um 8 Uhr morgens los. Viele Schülerinnen und Schüler begaben sich nach dem Frühstück direkt in die Sporthalle. Dort bot Luisa aus der 8. Klasse das Projekt „Hip Hop“ an. Nach ein paar anfänglichen Koordinationsschwierigkeiten entdeckte ich in einigen Tänzern sogar Talent. Luisa verstand es, den am Morgen noch recht unmotivierten Leuten eine tolle Choreografie beizubringen. Am Ende konnte die komplette Performance zu verschiedenen Musikstilen von allen mehr oder weniger durchgetanzt werden.
 
 Gleichzeitig fand gegenüber im Ballettraum ein zweites Tanzprojekt statt, welches jedoch in eine andere Richtung ging. Hier konnten die Schüler den Tango erlernen. Das Projekt begann mit einem Vorstellungskreis, bei dem jeder die Anzahl der Schuhpaare preisgeben musste, die er besitzt. Danach ging es zur Aufwärmung mit rhythmischem Gehen los. Später schnappte sich jeder seinen Tanzpartner, um einige Tanzschritte zu einer argentinisch klingenden Musik auszuführen. Alles in allem wurde den Tänzern schnell klar, dass sich beim Tango der Mann an die Musik und die Frau an den Mann anpassen muss.
 
 Neben den beiden Tanzprojekten fanden im Schulgebäude zahlreiche andere Projekte zur Literatur statt. So wurden z.B. verschiedene Schreibwerkstätten angeboten, u.a. mit Herrn Bosselmann. Frau Mark und Frau Henschke leiteten an dem Tag „Sketch Up“, bei dem einige motivierte Schüler lustige kleine Stücke probten und am Ende des Tages aufführten. Das englische Rollenspiel „Silent Couple“ bestand aus 5 Leuten unter der Leitung von Frau Dr. Hoot und Frau Haake. Das Projekt „Hörspiel“ war in zwei Gruppen geteilt. Während die eine Gruppe gemeinsam mit Herrn Dr. Jürgens das ausdrucksstarke Sprechen probte und über effektvolle Hintergrundgeräusche grübelte, nahm die andere Gruppe mit Herrn Seeber im Tonstudio insgesamt 4 Krimi-Kurzhörspiele auf. Im Forum erfuhren die Schüler etwas über den Autor Thomas Kunst, der aus seinen Gedichtbänden und Romanen vorlas und viel Interessantes über sich zu erzählen wusste. Außerdem war eine Schauspielertruppe aus dem Theater Neubrandenburg/Neustrelitz bei uns mit dem interessanten Stück „I don´t like Mondays“ zu Gast. Es ging um das Problem der Gewalt unter Jugendlichen.
 
 Andere Schüler wollten sich an diesem Tag lieber handwerklich kreativ austoben. Dazu fand das Projekt „Verrückte Hüte“ mit Frau Winkelmann statt. Bunte Stoffe wurden zusammengenäht und ergaben schlussendlich einen tollen Kopfschmuck, der sich sehen lassen konnte. Aus „Schmirgelpapier“ wurden mit der Hilfe von Frau Seidelmann beeindruckende 3-D-Kunstwerke geschaffen und beim „Filzen“ mit Frau Heske und Frau Gollnast wurden aus verschiedenfarbigem Filz kleine Kuscheltiere. Im Projekt „Geigenbau“ konnten die Schüler sich eher theoretisch über den Bau eines Streichinstrumentes informieren. Umgesetzt wurde der „Instrumentenbau“ im Keller unter der Leitung von Frau Hartleben und Herrn Träger. Frau Dr. Beerbaum und Frau Roll zeigten interessierten Schülern, wie man OP-Art am Computer entstehen lässt. Was zunächst aussah wie verschobene Punkte und Linien, wurde später zu einem tollen Gebilde, welches das Auge verwirrte. Auch in dem von Frau Franke angebotenen Projekt ging es um die vielschichtigen Perspektiven zwischen Mathematik und Kunst.
 Insgesamt also ein Tag mit ganz vielen interessanten Projektangeboten, bei dem für jeden Geschmack und jedes Interesse etwas dabei gewesen sein dürfte.

Laura Berg

Biedermann und die Brandstifter

Internat Schloss Torgelow

Ein weiteres Highlight des Tages der Kultur stellte am Nachmittag die Aufführung „Biedermann und die Brandstifter“ dar, eine im Laufe des Schuljahres unter der Leitung von Herrn Meyer und Frau Gerlach-Bartsch entstandene Inszenierung des Theaterprojekts. Der erste Eindruck beim Betreten des Audimax bezog sich auf das aufwändig und interessant gestaltete Bühnenbild. Provokante Spruchbänder konfrontierten den Zuschauer bereits vorab mit der Aktualität des aus dem Jahre 1958 stammenden Stückes von Max Frisch, das Katharina Jäger, Alexandra Klingner, Iris Schmitz, Melanie Woggan, Jakob Knoblauch, Calotta von Ahn und auch Frau Gerlach Bartsch aufführten.

Begleitet von Musik und Licht betritt Herr Biedermann die Bühne, ganz ausgezeichnet gespielt von unserem erfahrenen Schauspieler Jakob Knoblauch. Wütend liest er aus der Zeitung von heute vor, welche berichtet, dass sich erneut Hausierer als Brandstifter entpuppt haben. Just im selben Moment setzt sein Hausmädchen (Iris Schmitz überzeugte mit einer der Rolle sehr angemessenen Spielweise) ihn darüber in Kenntnis, dass ein Herr vor der Tür warte, schon seit Stunden und sich nicht verscheuchen lasse. Unter Protest willigt Biedermann ein, diesen Mann zu empfangen. Dieser Herr, gespielt von Katharina Jäger, bittet um Speis und Trank, und sofort wird offensichtlich, dass diese Gestalt weder Benehmen noch Anstand besitzt. Nach einem tiefgründigen Gespräch über die leidvollen Brandstifter, welche in der Stadt ihr Unwesen treiben, erlaubt Biedermann dem Unbekannten nun, auf seinem Dachboden einzuziehen. Dabei bittet er den Mann, leise zu sein, da seine Frau (sehr leidenschaftlich und engagiert gespielt von Melanie Woggan) herzkrank sei und nicht gestört werden dürfe. Obwohl der Herr es ihm verspricht, poltert er die ganze Nacht auf dem Dachboden herum, und so erfährt Biedermanns Frau natürlich schneller von dem Hausierer, als Biedermann lieb ist. Als er seinen neuen „Untermieter“ auf die unangenehme Lautstärke hinweisen möchte, stellt er fest, dass dieser bereits seinen Freund (Alexandra Klingner) zu sich geholt hat. Gemeinsam haben die beiden Hausierer auch schon den Dachboden mit mehreren Fässern Benzin gefüllt. Die besorgte Frau Biedermann bittet ihren Mann inständig darum, die ungebetenen Gäste des Hauses zu verweisen. Ihr Mann allerdings zeigt sich nicht sonderlich kooperativ, auch dann nicht, als er bei einem weiteren Besuch auf dem Dachboden feststellt, dass gerade Knallzündschnur vermessen wird. Trotzdem spätestens jetzt absolut klar ist, dass die beiden Männer, die er da zu sich geholt hat, die Brandstifter sind, glaubt Biedermann fest daran, dass ihnen nichts geschehen werde. Daher schickt er seine Frau zu den Männern, diese zum Essen einzuladen. Herr Biedermann, der seine „Gäste“ nichts von Klassenunterschieden spüren lassen will, verbannt Tischdecke, Servietten sowie Serviettenringe und den silbernen Kronleuchter vom Tisch. Weiterhin weist er das Hausmädchen an, in Hose und Pullover aufzutreten, aber auf keinen Fall in ihrem üblichen Kostüm mit Schürze. Während diese beinahe überfordert mit der ungewohnten Situation ist, leidet Frau Biedermann unter großen Sorgen. Und diese wachsen weiter, als die Gäste Herrn Biedermann am Ende freundlichst um Streichhölzer bitten. Dieser merkt nun langsam, dass sein Verhalten die nahende Katastrophe nicht verhinderte. Die Biedermanns werden die nächsten Opfer der Brandstifter.

Über die Aufführung kann man nur sagen, dass sie unglaublich gut inszeniert war. Das gesamte Projekt durfte sich über den verdienten Schlussapplaus eines begeisterten Publikums freuen, und mir bleibt nur noch zu sagen, dass ich mich sehr auf die nächste Aufführung freue.

Phila Hädler

Lyrik zum Genießen

Der Wettbewerb im Rezitieren, der am letzten Internatswochenende im Rahmen des Tages der Kultur in Torgelow stattfand, war wirklich beeindruckend! Die Zuschauer, darunter natürlich auch zahlreiche Eltern, bekamen von Schülern jeden Alters Gedichte aller Art zu hören.
 Schon einige Wochen zuvor waren die Teilnehmer des Wettkampfes per Klassenausscheid im Deutschunterricht festgelegt worden, wobei jede Klasse 1 bis maximal 3 Klassensieger zum Finale schickte.
 Um eine Chancengleichheit zu sichern, wurde der Wettbewerb in drei Gruppen eingeteilt:
 Die erste Gruppe setzte sich aus den "Kleinen", also den fünften, sechsten und siebten Klassenstufen zusammen. Der zweite Block bestand aus der Mittelstufe (8+9) und die "Großen" (10+K1) bildeten schließlich die dritte Gruppe.
 Schon vor dem Wettbewerb stand den Teilnehmern die Aufregung deutlich ins Gesicht geschrieben. Auf den Gängen im Schulgebäude fing man immer wieder Fetzen von gesprochenen Gedichten auf, die noch ein letztes Mal von den Vortragenden im Kopfe gefestigt wurden. Mit starren Blicken saßen sie dann schließlich in tiefen Gedanken im Audimax auf ihren Stühlen, während Herr Dr. Jürgens dem Publikum kurz die Wettbewerbsregeln erläuterte. Dann ging es auch schon mit dem ersten Teilnehmer los.
 Zuerst waren die Kleinen an der Reihe. Hier verschlug es uns Großen so manches Mal die Sprache, denn einige Schüler zeigten wirklich Talent. Da wurden aufbrausende, dynamische Gedichte nicht nur in der richtigen Intonation, sondern auch mit einer darauf sehr passend abgestimmten Gestik und Mimik vorgetragen. Die Kleinen spuckten also doch größere Töne, als wir dachten, und ich muss sagen, dass einige durchaus auch bei den Älteren hätten mithalten können.
 Der Wettbewerb nahm also über mehrere Klassenstufen und eine gute Stunde seinen Verlauf, man hörte zwar einige Gedichte doppelt, aber es wurde trotzdem nie langweilig, da auch viele humorvolle Gedichte dabei waren.
 Irgendwann waren wir dann auch bei den Rezitationen der Oberstufenschüler angelangt, unter denen ich besonders die Leistung von Melanie Woggan aus der K1 hervorheben möchte, die den Wettbewerb der Oberstufe mit ihren Vortrag vom "Faust in 5 Minuten" schließlich auch gewann. In ihrer Rezitation war - abgesehen von der unheimlichen Länge - die Schwierigkeit, dass sie ganze vier Rollen in einem Gedicht spielen musste: Zum einen die des neutralen Erzählers, dann natürlich die Faust-Rolle, die des Gretchens und schließlich auch die des Teufels. Um den Zuschauern zu signalisieren, wer jeweils spricht, benutzte sie unterschiedliche Kopfbedeckungen, die zu den zugehörigen Erscheinungen passten. Das ganze Stück trug sie dann in einer Betonung vor, die den ohnehin schon sehr humorvollen Charakter des Gedichtes noch steigerte.